Sonntag war der Tag der Slowakei. Der Grund dafür? Das slowakische
Eishockeynationalteam.
Bratislava, die Hauptstadt der Slowakei, war außergewöhnlich belebt an
diesem Tag; ähnlich wie eine italienische Stadt, wo in den Straßen
nachts fast genauso geschäftiges Treiben herrscht wie am Tag. Die
Hockeymanie
hatte am Freitag begonnen, als das slowakische Team das Halbfinale
gewonnen
hatte und ins Finale vorgestoßen war.
Praktisch jede TV- und Radiostation im Lande war live beim Finalspiel
dabei, während sich auf dem wichtigsten und größten Platz in Bratislava
eine Menge Leute vor einer riesigen Leinwand versammelten.
Das Finalspiel zwischen der Slowakei und der Tschechischen Republik war
ursprünglich um 16 Uhr geplant. Um 15.50 wurde die Übertragung live auf
die Großleinwand (8 mal 6 Meter; zirka 25 mal 20 Fuß) geschaltet.
Tausende von Slowaken feierten, als unsere Stars für das erste
Anspiel das Eis betraten. Fans aus der ganzen Slowakei waren hier
zusammengekommen, um das Spiel
auf der Großleinwand in Bratislava mitzuverfolgen. Sie kamen aus jeder
Ecke des Landes. Da waren Leute von Sp.N.Ves (ca. 500 km / 300 Meilen
von
Bratislava entfernt), Poprad (350km), Trencin (120km) und aus vielen
andern Städten, in denen engagierte Hockeyfans wohnen. Während des
Spiels waren auch
zwei Berühmtheiten auf dem Platz; Jozef Procko, von TV Markiza, und Mino
vom Fun Radio. Jozef kam herausgeputzt in typischen slowakischen Farben:
blaues Hemd, weisse Mütze und rote Hose.
Die Athmosphäre in der Menge war hervorragend. Am Anfang des Spieles
machten die Slowaken großen Druck auf das Verteidigungsdrittel der
Tschechischen Republik. Alle slowakischen Fans waren überzeugt, dass sie
schon
bald in Führung gehen würden. Leider waren es dann aber die Tschechen,
welche in der siebten Minute in Führung gingen, als Michal Sykoras
Schuss für
Goalie Jan Lasak unhaltbar war. Das tschechische Team konnte im ersten
Drittel noch zwei
weitere Tore erzielen, und so führte es mit 3-0 in der
ersten Pause.
Die Fans vor der Großleinwand aber blieben enthusiastisch. Wir sangen
weiterhin unsere bevorzugten Lieder, vor allem die slowakische
Nationalhymne. Als der Slowake Martin Strbak das 1-3 erzielte, schrien
und feierten
die Fans mit freudigen Rufen „Goooooaaaaal“ und „Noch
eines bitte“... Obwohl sich das Resultat bis Drittelende nicht
mehr veränderte, glaubten wir noch daran, dass unser Team zurückkommen
und die Goldmedaille gewinnen würde.
Schon früh im dritten Drittel aber schossen die Tschechen das vierte
Tor. Als die Zeit langsam zu Ende ging, sagte Jozef Procko, dass nur
Gott
unserem Team noch helfen kann. Plötzlich, ein Doppelschlag der Slowakei.
Es waren noch 2:22 zu spielen und die Tschechische Republik führte nur
noch mit 4-3. Nur Momente später hatte Michal Handzus (einer der drei
slowakischen Stars, der bei den St.Louis Blues spielt) eine
Riesenchance, das
Spiel auszugleichen, aber er traf nicht ins Netz. Wie so oft im
Eishockey, eine verpasste Chance führt zu einem Konter. Die Tschechen
kamen in
die andere Richtung und Robert Reichel entschied das Spiel mit einem
weiteren Goal. Der Goldmedaillengewinner hiess Tschechische Republik.
Wir waren aber sehr stolz auf die „Silbermänner“. Obwohl es
nicht zum Sieg gereicht hatte, warteten sehr viele Fans auf die Rückkehr
des Teams aus St.Petersburg.
Sie sollten um ein Uhr morgens (nur vier Stunden nach dem Schlusspfiff
des
Finalspiels) ankommen. Wir warteten und warteten und sangen Lieder
währenddessen.
Und dann kamen sie! Es war jetzt zwei Uhr. Etwa 30000 Fans waren immer
noch da, um unsere Helden zu begrüssen. Es war eine unglaubliche Szene.
Die Spieler konnten es nicht fassen, dass noch so viele Fans da waren.
Zwei Interviewer sprachen mit allen Spielern und jeder von ihnen sagte
ein
paar Worte zu den Fans.
Schlussendlich sangen die Fans und die Spieler die Nationalhymne
gemeinsam. Es war ein großer Moment in der Geschichte des slowakischen
Eishockeys.
Um sechs Uhr kam ich nach Hause, zog mein Lieblingshemd an, nahm meinen
Schulsack und ging zur Schule - ohne Schlaf und ohne Frühstück. Es war
auf
jeden Fall wert, darauf zu verzichten.
Zu jedem unserer Hockeyspieler möchte ich sagen „Ihr wart super!
Zu den slowakischen Fans: Ihr seid Weltmeister!“
Matej Mútis
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