Ungarisches Eishockey
English version is
here.
(27.7. by Spili,
translated by Che) Mein Name ist István Spiller, ich arbeite für die Hungarian News Agency
und bin ein ehemaliger Eishockeytorwart. Der Generalsekretär des
ungarischen Verbandes, Herr Kovács, bat mich, etwas über das Eishockey in
unserem Land zu schreiben.
In Ungarn gibt es drei Ligen für Erwachsene; die oberste ist die OB I, der
sieben Teams angehören: Dunaferr, Alba Volan, Ferencvárosi TC, Miskolc,
Györ, MAC und Szeged. Der achte Klub, Újpest, hat seine erste Mannschaft
aus finanziellen Gründen vom Spielbetrieb zurückgezogen. In der zweiten
Liga wechselt die Zahl der Teams ständig, je nach dem Ausmaß der Unterstützung
durch Sponsoren und Zuschauer. Ist genug Geld da, wird auch gespielt.
Zwischen den beiden Ligen gibt es keine Verzahnung (Auf- oder Abstieg). Die
dritte Liga hat reinen Hobbycharakter. In ihr spielen über 20 Mannschaften, die
über das ganze Land verteilt sind.
Ich werde nun in erster Linie von der OB I berichten.
1998/99 war die Saison von Alba Volan gewesen. Mit einer sehr guten
Mannschaft hatten sie sich nach 20 Jahren des Wartens wieder die Goldmedaille
gesichtert. Ungarischer Pokalsieger war Dunaferr geworden. Doch in der
vergangenen Saison ging es mit Alba Volan abwärts. Schwer zu sagen, was genau
geschah; jedenfalls waren sie nicht in der Lage, das Finale zu erreichen. Dunaferr
überwandte die eigenen Schwächen und erreichte den ersten Platz. Im
Best-of-Seven-Finale überrollte es Ferencváros, das immer noch keine Eishalle zur
Verfügung hat!
Das größte Problem des ungarischen Eishockeys ist der Mangel an
Eisflächen. So verfügen lediglich Dunaferr, Alban Volan und Szeged über
Eishallen, wobei die Bedingungen in Dunaferr am besten sind. Der Klub
besitzt eine Halle, hat gute Nachwuchstrainer und einen slowakischen Chefcoach
für die erste Mannschaft: Julius Kovács (ehemals Ambri-Piotta).
Aus Mangel an Wettbewerb versuchte sich die ungarische Eishockeyliga nach
Österreich und Slovenien zu öffnen. In der vergangenen Saison
veranstalteten die drei Länder eine gemeinsame "Interleague", die
erwartungsgemäß von den Vereinen aus Österreich dominiert wurde. Doch fehlte z.B.
Dunaferr im Viertelfinale nur ein einziges Tor zum Weiterkommen.
Unterdessen zeigte Ungarns Nationalauswahl bei der C-WM in China hundert
Prozent und stieg in die Qualifikationsrunde zur A-WM auf.
In letzter Zeit wurden zwei junge ungarische Titanen von NHL-Klubs
gedraftet. 1999 zogen die Edmonton Oilers in der letzten Runde (als
Nr.256) den Flügelspieler Tamás Gröschl, der momentan in der höchsten
schwedischen Liga bei Leksand spielt. In diesem Jahr drafteten die Calgary
Flames Torhüter Levente Szuper in der vierten Runde (als Nr.116)!!! Der
Zwanzigjährige ist der talentierteste ungarische Eishockeyspieler aller
Zeiten. Zwei Jahre lang spielte er in Deutschland im Juniorenteam des
Krefelder EV, danach zog es ihn nach Ottawa, wo er erster Torwart der Ottawa 67's in
der OHL wurde.
Noch ein paar Worte über Frauenmannschaften. Davon gibt es in Ungarn drei
Stück, wobei eine herausragt und viele Einladungen aus dem Ausland bekommt
- z.B. aus der Slowakei. Die Nationalmannschaft der Frauen spielt im
B-Pool.
ZUSAMMENFASSUNG: Die ungarische Eishockeyliga orientiert sich zu den
westlichen Ländern (wie in der Politik, und NICHT in Richtung Balkan) und
versucht nun, eine gemeinsame Liga mit Österreich, Slowenien, Kroatien und
Italien auf die Beine zu stellen. Ein derartiges System würde die
Entwicklung in all diesen Ländern vorantreiben. Wir brauchen mehr Eishallen,
Möglichkeiten, mehr junge Spiele zu rekrutieren usw.
Eishockey ist in Ungarn sehr populär, besonders wenn die Fußballsaison
gerade pausiert.
István Spiller