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Preview for a league in Germany

(English version is here)

(08-08-00  by Che) Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und genauso verhält es sich auch mit der DEL-Saison 2000/01, die am 8.September eröffnet werden wird, wenn sechzehn Teams wieder das Eis betreten, um Ruhm und Ehre untereinander aufzuteilen.
    Wie in jedem Jahr wird alles von der Frage überschattet, wer denn diesmal die Meisterschaft für sich entscheiden wird. Und (auch) wie jedes Jahr ist der amtierende Meister einer der meistgenannten Favoriten auf den Titel. Eine gute Wahl, denn die München Barons haben auch weiterhin einen gut besetzten Kader, setzen aber diesmal etwas mehr auf Klasse denn auf Masse. (Acht Spieler verließen den Klub, nur fünf neue kamen.) Auch vom Vizemeister aus Köln wird Erfolg erwartet, nachdem er mit solch Hochkarätern wie Liam Garvey (Nürnberg), André Faust (Augsburg), Dave McLlwain (SC Bern, Schweiz) und Dieter Kalt (Klagenfurter AC, Österreich) aufgerüstet hat. Die Mannheim Adler werden bei der Titelvergabe ebenfalls ein Wörtchen mitzureden haben, wenn ihre neuen Asse Devin Edgerton (der aus Frankfurt kam) und Jean-Francois Jompohe ebenso sicher treffen wie bei ihren alten Teams.
    Jomphes ehemaligen Mannschaftskameraden, den Krefeld Pinguinen, z.B. mit ihrem neuen Verteidigerduo Marc Hussey und Claudio Scremin (vom britischen Meister London Knights), wird ebenfalls eine gute Rolle zugetraut. Einige Fans setzen sogar auf die Nürnberg IceTigers, die immerhin den schwedischen Nationalverteidiger Björn Nord (Djurgarden Stockholm) und Stürmer Luciano Borsato (ehemals HC Davos, IFK Helsinki, Kölner Haie und Winnipeg Jets) and Land ziehen konnten.
    Am Tabellenende ist die Situation ähnlich unklar wie an der Spitze. In Essen haben nur fünf Spieler (Vollmer, Savard, Appel, Sychra und Verwey) die desaströse Vorsaison "überlebt" - alle anderen wurden in die Wüste geschickt und durch neue Moskitos ersetzt, allen voran dem berühmten Esa Tikkanen (1063 NHL-Spiele für Edmonton, St.Louis, New Jersey, Vancouver, Florida, Washington und die NY Rangers). Die zweitbeste Mannschaft der vergangenen Saison, die Revier Löwen aus Oberhausen, hat ebenfalls 14 Spieler gefeuert und 15 neue geholt, von denen die bekanntesten wohl Jesper Damgaard (Malmö Red Hawks, Schweden), Leif Carlsson (Eisbären), Andrej Kowalew (Krefeld) und Peter Draisaitl (Essen) sind. Außerdem sind die Oberhausener das einzige DEL-Team ohne Spieler aus Nordamerika.
    In diesem Jahr sind zwei neue Teams in die DEL eingetreten: die Düsseldorfer EG (die 1990-93 vier Meisterschaften in Serie gewann), der amtierende Champion der 2.Bundesliga, und die Iserlohn Roosters (berühmt im Jahre 1987, als sie mit der Werbung für das sogenannte "Grüne Buch" des libyschen Revolutionsführers Muammar al Gaddafi auf dem Trikot aufliefen), die sich einfach die Lizenz der finanziell gestrauchelten Star Bulls Rosenheim sicherten. Doch während die Roosters ein Quite-low-budget-team haben, ist die DEG anspruchsvoller - aber wer in der DEL wäre das nicht mit einem Torwart wie Andrej Trefilow (der an den Olympischen Spielen '92 in Albertville und '98 in Nagano teilnahm)?
    Ein anderes Team, das sehr erfolgreich sein könnte, sind die Frankfurt Lions. Einerseits haben sie (nicht nur) den legendären John Chabot, der seine Karriere beendete, (sondern auch) Chris Snell (an die Hannover Scorpions) und Andrej Wasiljew verloren. Andererseits wussten sie während des Trainingslagers in Karlovy Vary (Tschechien) durchaus zu überzeugen mit ihrer Mischung aus Altstars wie Johnny Walker (nicht verwandt und nicht verschwägert mit der gleichnamigen Whiskeymarke) oder Greg Evtushevski (der auch schon das Trikot der deutschen Nationalmannschaft trug) und Youngstern wie Leonardo Conti, Marek Sebek und Philip Schumacher. Patrice Lefebvre, der (gemeinsam mit Schumacher) aus Mannheim kam, wird Teil einer beachtlichen Wiedervereinigung sein: in der Saison 96/97 verbuchte er gemeinsam mit seinen neuen Teamkollegen Ken Quinney und Martin Gendron 257 Scorerpunkte für Las Vegas Thunder in der IHL.
    Von hohem Interesse ist die Situation in Berlin. Beide Vereine haben Probleme mit dem Senat wegen der Verfügbarkeit ihrer Eisflächen. Auf dem Eis sind die Dinge etwas anders. Während die Capitals nur wenige Spieler austauschten, wechselten die Eisbären große Teile der Mannschaft; der bekannteste Neue dürfte Torwart Klaus Merk sein, der lange Jahre für die Berlin Capitals spielte. Kurios: ein Jahr nachdem der Finne Niklas Hede das Tabu brach und von einem Berliner Klub zum anderen wechselte, gibt es nun immerhin schon drei ehemalige Eisbären im Team der Capitals (Udo Döhler, Thomas Sjögren, Yvon Corriveau) und zwei Ex-Capitals bei den Eisbären (Merk und Jeff Tomlinson).
    Zum ersten Mal seit der Saison 96/97 gibt es in der DEL wieder eine Ausländerbeschränkung. Jeder Verein darf nur sechzehn Spieler ohne deutsche Staatsbürgerschaft unter Vertrag haben. (In der folgenden Saison wird diese Zahl auf vierzehn reduziert werden.) Es gibt keine Beschränkung der Anzahl von deutschen Spielern. Zusätzlich muss jeder Verein drei junge deutsche Spieler (unter 23 Jahren) mit sogenannten "Förderlizenzen" ausstatten, mit denen sie sowohl für das DEL-Team als auch für eine unterklassige Mannschaft spielberechtigt sind und zwischen diesen beiden Vereinen beliebig oft pendeln dürfen.
    Jede DEL-Mannschaft trifft viermal mit jedem anderen Team aufeinander; der sechzigste (und letzte) Spieltag der Vorrunde wird der 18.März 2001 sein. Fünf Tage später beginnen die Play-Offs, und spätestens am 22.April, sechs Tage vor Beginn der A-Weltmeisterschaft in Deutschland, wird der neue nationale Meister feststehen.

Nachruf auf die Star Bulls Rosenheim

(English version is here)

(08-08-00  by Che)

Das erste Eishockeyspiel in der Geschichte der bayerischen Stadt Rosenheim (am Inn) fand am Neujahrstag 1928 statt - und ging mit 0:12 gegen München verloren. So als seien alle von diesem Ergebnis geschockt gewesen, spielte der EV Rosenheim bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg in unteren Ligen herum. Regelmäßiges Training war seit dem Bau des Eisstadions im Jahre 1961 möglich; 1964 stieg das Team in die Oberliga auf, und als neun Jahre später die Bundesliga auf elf Mannschaften erweitert wurde, kam der EVR in die höchste westdeutsche Spielklasse.
    Immer noch wurde der Klub reichlich provinziell geführt, bekam finanzielle Probleme, und 1978 schien es so, als seien die Bundesligatage in Rosenheim schon wieder vorüber. Doch Josef März, der Präsident des Sportbundes DJK Rosenheim (eines örtlichen Vereins, der bis dahin über keine Eishockeymannschaft verfügt hatte), rettete das Eishockey vor dem Verschwinden; unterstützt wurde er dabei vom Brauerei- und Schlachthausbesitzer Günther Zehntner.
    Und sie retteten nicht nur das Eishockey, sie stellten auch einen erstklassigen Kader zusammen, z.B. mit den beiden Tschechoslowaken Oldrich Machac und Jiri Holik sowie einigen berühmten deutschen Spielern dieser Zeit, wie Peter Scharf und Holger Meitinger. Doch beim ersten Anlauf erreichte dieses Team nur den siebten Platz.
    In den frühen Achtzigern wurde dann Dr. Phil. Pavel Wohl Trainer des SB Rosenheim, Karl Friesen war Torhüter, Hans Zach Kapitän; am 14.März 1982 gewann dieses Team dann seine erste deutsche Meisterschaft. Nach Platz fünf in der Vorrunde schalteten sie in den Play-Offs den SC Riessersee (aus Garmisch-Partenkirchen), den EV Landshut und den Mannheimer ERC aus.
    Während der nächsten Jahre war Rosenheim meist ganz vorne in der Tabelle, doch mit dem nächsten Titelgewinn dauerte es noch bis zum 19.März 1985, als Ernst Höfner (heute Assistent von Bundestrainer Hans Zach) das Game-Winning-Goal (wieder) gegen Mannheim erzielte. Nach diesem Triumph ging Pavel Wohl zurück in die Tschechoslowakei, Karl Friesen versuchte sein Glück in den USA (wo er immerhin 130 Minuten für die New Jersey Devils auf dem Eis stand). In den folgenden zwei Jahren wurde der SBR in schönster Regelmäßigkeit stets im Halbfinale der Play-Offs rausgeworfen. Obwohl Friesen im Dezember 1986 von seinem missglückten NHL-Ausflug zurückkehrte, erreichte die Mannschaft erst 1988 wieder die Finalspiele. Nach einem 2:1 gegen Köln, dann einem 2:5 und schließlich einem 6:0 hatten die SBR-Spieler bereits die Zinnfolie von den Sektflaschen entfernt - aber der Gegner konnte das Blatt noch wenden und gewann die letzten beiden Spiele dieser Best-of-Five-Serie.....
    Kurze Zeit später starb Josef März. Viele befürchteten nun, dass der Klub ohne seine Hilfe mit ihm dahinscheiden würde, doch glücklicherweise setzte Willi März das Engagement seines Bruders fort. Er verpflichtete Dr. Jaro Starsi (den ehemaligen CSSR-Nationalcoach), Jaroslav Pouzar (zweimaliger Stanley-Cup-Sieger mit den Edmonton Oilers) und Gordon Sherven, der bald als einer der besten Spieler der Liga auffiel. Nach den Verletzungen einiger Leistungsträger musste Dr. Starsi den Kader mit einigen Junioren auffüllen, doch das machte kaum einen Unterschied. In den Play-Offs konnte der SBR, der es immerhin zum zweitbesten Team der Vorrunde gebracht hatte, dann endlich wieder in Bestbesetzung antreten. Er besiegte Eintracht Frankfurt, Mannheim und Düsseldorf und gewann seine dritte deutsche Meisterschaft. Ein Jahr später lautete die Finalpaarung erneut Rosenheim - Düsseldorfer EG, doch diesmal hatte die DEG die Nase vorn.
    Nachdem der SBR 1991/92 noch einmal Vizemeister (hinter der DEG) geworden war, verließ er die Bundesliga aufgrund von Streitigkeiten zwischen der Stadt Rosenheim und der Marox-Sponsorengruppe. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, nach diesem Rückzug in einer viel weiter unteren Liga zu spielen, doch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gliederte den Klub einfach in die 2.Bundesliga ein. Trainer Ernst Höfner peilte nur einen Platz im Mittelfeld der Tabelle an - doch wie aus Versehen erreichte Rosenheim die Play-Off-Finals, besiegte dort ES Weißwasser und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg.
    Die Saison 93/94 begann mit dem sogenannten "Bierkrieg", in dem einige Sponsoren, die ebenfalls Gerstensaft herstellten, damit drohten, das Team erneut zurückzuziehen, falls der DEB seine Pläne verwirklichen würde, in jedem Bundesligastadion für die "Krombacher"-Brauerei werben zu lassen. Letztendlich ließen sie es doch nicht so weit kommen, drohten mit einem Gerichtsverfahren, zogen jedoch später ihre Klage wieder zurück.
    1994, zur Gründung der DEL, änderte das Team seinen Namen in vom steril klingenden "Sportbund...." ins animalischere "Star Bulls Rosenheim" (und konnte so sein Kürzel "SBR" beibehalten....). Doch diese Bullen schieden 94/95 und 95/96 stets in der ersten Runde der Play-Offs aus. 96/97 wurden sie dann zur Überraschungsmannschaft, als sie mit neuen Spielern wie Chris Bartolone, Per Lundell, Scott Beattie, Jesper Duus, Pekka Tirkkonen und Jari Torkki zu den besten sechs Teams der Liga gehörten; trotz allem verloren sie alle drei Play-Off-Spiele gegen die Kassel Huskies. Dann kam der 13.April, als das Management erneut verkündete, der Klub würde die Liga aus finanziellen Gründen verlassen. Wochen später wurde die Mitgliedschaft in der Liga zwar durch eine Rettungsaktion von Fans und Sponsoren gerettet, doch die meisten Spieler hatten inzwischen bei anderen Vereinen unterschrieben. Neue Spieler mussten gefunden werden, heraus kam eine neue Mannschaft, von der Manager Walter Schlosser sagte: "Wir besitzen die beste Mannschaft, die je Rosenheimer Eis betreten hat." Spätestens nachdem von den ersten 27 Spielen 24 verloren gegangen waren, zeigte sich, dass dieses Zitat absolut daneben war. Am Ende hatten die Star Bulls 15 Punkte und damit einen Rückstand von 18 Punkten auf den Vorletzten, die Revier Löwen Oberhausen.
    Die Spieler der nächstjährigen Mannschaft verpassten zwar die Play-Offs, waren aber beiweitem nicht so hilflos wie ihre Vorgänger; am Ende reichte es für Platz 12 (von 14 Teams).
    Die Saison 1999/2000 war die letzte für Rosenheim in der DEL, wieder einmal siegten am Ende die finanziellen Probleme des Eishockeys in einem kleinen Markt (wie Oberbayern) gegen den Eishockeyenthusiasmus. Der Exodus hatte sich bereits während des Winters angekündigt, und womöglich war das der Grund dafür, dass die Spieler nicht allzu motiviert waren und wieder nur den zwölften Platz erreichten.
    Die Star Bulls verkauften ihre Lizenz an die Hamburg Crocodiles, einen Klub der 2.Bundesliga, der ein paar Wochen später jedoch verkündete, in der kommenden Saison in gar keiner Liga zu spielen. (Nun planen sie, an der Oberliga Nord teilzunehmen.) Den DEL-Platz von Rosenheim wird nun der Iserlohner EC nehmen, ein weiterer bisheriger Zweitligist; die Star Bulls dagegen werden in Zukunft wohl in der bayerischen Bezirksliga spielen.
    Das letzte DEL-Spiel der Star Bulls ging am Dienstag, dem 11.April mit 1:7 in Nürnberg verloren. Das letzte Match in Rosenheim dagegen hatte drei Tage zuvor stattgefunden, als der SBR die Eisbären Berlin besiegt hatte. Bei Stande von 6:3, nach Toren von Patrick Hucko, Gordon Sherven (2), Niklas Brännström, Jean-Francois Quintin und Curtis Fry, war es an Quintin gewesen, Rosenheims letztes Tor in dieser Liga zu erzielen, bevor die DEL-Lichter in jener Stadt für immer verlöschten.

Martin Schwietzke


 
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